Krippenleitfaden für die Eingewöhnung
„Anfang gut? Alles besser!“
Winner, Erndt-Doll
Liebe Eltern,
bald beginnt für Ihre ganze Familie ein neuer Lebensabschnitt. Mit dem Eintritt in die Kinderkrippe beginnt eine Zeit, mit der viele Veränderungen in Ihrem Familienalltag verbunden sind.
Unser Anspruch lautete daher zuallererst mit einer sanften Eingewöhnung Ihnen und Ihrem Kind einen guten Start in den Krippenalltag zu ermöglichen. Ein sehr individueller und behutsam gestalteter Übergang lässt Ihr Kind langsam in die neue Situation hineinwachsen und legt so den Grundstein für eine gelungene Krippenzeit. Dieser Leitfaden gibt Ihnen vorab einen kurzen Einblick in unsere gelebte pädagogische Arbeit. Hierbei orientieren wir uns am Münchner Modell zur Eingewöhnung (A. Winner, E. Erndt-Doll).
Ohne Sie geht es nicht!
Erst wenn Ihr Kind Vertrauen in die Krippe gefasst hat, wenn es unser Haus, den Tagesablauf, uns und die Kindergruppe kennengelernt hat, kann es bei uns lernen, von der Krippe profitieren. Damit dies gelingt, benötigt es unbedingt Ihre Unterstützung. Je nach Persönlichkeit wird Ihr Kind dazu Ihre Begleitung von ca. zwei Wochen benötigen. Ein Anhaltspunkt für Sie ist, dass wir grundsätzlich nicht vor dem 11. Krippentag eine erste Trennung gestalten. Bis Ihr Kind den gesamten Krippentag alleine bei uns bleiben kann, müssen Sie mit einer Dauer von insgesamt ca. vier Wochen rechnen.
Ohne die Kindergruppe geht es nicht!
Die Kindergruppe ist aktiv in den Eingewöhnungsprozess mit einbezogen. Ihr Kind wird in seiner Eingewöhnung von dem selbstverständlichen Umgang mit dem Tagesablauf der anderen Kinder und ihrem Spiel sehr profitieren. Erfahrungsgemäß „kümmern“ sich immer wieder größere Krippenkinder um den neuen Floh. Auch soll die bereits bestehende Kindergruppe ausreichend Zeit haben, um Ihr Kind kennenzulernen, weswegen die Eingewöhnung immer im normalen Gruppenalltag stattfindet.
Ohne ausreichend Zeit geht es nicht!
Die meisten Eltern bleiben täglich zwischen zwei und dreieinhalb Stunden. Kürzere Besuche in der Krippe reichen zwar für Erwachsene, Ihr Kind kann sich in so kurzer Zeit nicht informieren. Es braucht die Zeit, um die verschiedenen Informationen aufzunehmen, die ihm sprachlich niemand übermitteln kann. Die Kinder sind damit auch nur selten überfordert. Sie wählen selbst aus, was sie wie intensiv wahrnehmen möchten.
Der Weg der gemeinsam gestalteten Eingewöhnung
Kennenlernen: Die ersten vier oder fünf Tage sind dem Kennenlernen gewidmet. Sie begleiten Ihr Kind im Krippenalltag. Die Erzieherinnen verhalten sich zurückhaltend, damit Ihr Kind Zeit hat sich mit Ihrer Hilfe zu orientieren. Mit zunehmend längeren Zeiträumen erleben Sie Ihr Kind mit unterschiedlichen Gefühlen und Bedürfnissen. Deswegen ist es wichtig, dass Sie mit Ihrem Kind nicht vorzeitig nach Hause gehen, auch wenn Ihr Kind zwischendurch zu weinen beginnt. Ihr Kind soll erleben, dass es in allen Gefühlssituationen in der Krippe Trost und Bedürfnisbefriedigung finden kann.
Sicherheit: In den nächsten sechs Tagen soll Ihr Kind mit Ihrer Begleitung Sicherheit gewinnen. Sie gestalten mit zunächst einer Erzieherin besondere Situationen wie z.B. Wickeln, Füttern, Schlafen, die Erzieherin lernt so Ihr Kind besser kennen. Die Aktion geht von Ihnen aus. Ihr Kind wird zunehmend selbständiger. Das zeigt sich daran, dass es sich von den Erzieherinnen ansprechen, berühren und auch von einer Erzieherin versorgen lässt. In der Krippe erkundet es seine nähere Umgebung auch ohne Sie, zeigt Freude und versichert sich nicht mehr permanent durch Blicke, Zurücklaufen oder Rufen nach Ihnen. Sie können sich zunehmend zurückhaltender verhalten. Die Erzieherin kann so im Umgang mit dem Kind aktiver werden.
Vertrauen: Sie können sich von Ihrem Kind trennen und verabschieden, heftige Gefühle können zugelassen werden. Die erste Trennung sollte nicht an einem Montag stattfinden und dauert zwischen 30 und 60 Minuten.
Häufig gestellte Fragen
Soll lieber der Vater das Kind begleiten, wenn sich die Mutter nur schwer trennen kann?
Nein! In der Zeit der Eingewöhnung kann die Mutter Sicherheit gewinnen, wann wenn nicht jetzt können wir so gemeinsame Zweifel und Ängste ansprechen und Unterstützung geben.
Was passiert, wenn mein Kind während der Eingewöhnung krank wird?
Es kommt nicht selten vor, dass Kinder in dieser Zeit krank werden. Keine Angst, die Pause wirft Ihr Kind nicht zurück, wenn es wirklich so lange zuhause bleibt, bis es wieder ganz gesund ist. Ihr Kind braucht diese Auszeit und kann dann mit neuer Kraft zurückkommen. Eine Krankheit heißt nicht unbedingt eine Verdopplung der Eingewöhnungszeit.
Kann nicht auch schon während der Kennenlernphase die Mutter oder der Vater für kurze Zeit das Kind allein lassen?
Nein! Eine zu frühe Trennung bedeutet für Ihr Kind und für die Erzieher unnötigen Stress und verlängert die Eingewöhnungsdauer insgesamt, da Ihr Kind eine Trennung zu diesem Zeitpunkt häufig als Vertrauensbruch ansieht.
Mein Kind weint bei der Übergabe, ist die Eingewöhnung schiefgelaufen?
Sich gut trennen zu können bedeutet keineswegs, dass Ihr Kind gleich nach der Eingewöhnung freudestrahlend und ohne Tränen in die Gruppe kommt. Es bedeutet vielmehr, dass es die Trennung akzeptiert und den Schmerz überwindet, weil es in der Krippe interessante Erfahrungen macht.